Arbeit – die (auch ethisch) so wichtige Schlüsselkategorie der abendländischen Moderne – wird im DIY-Kontext neu definiert als künstlerisch-schöpferisches In-der-Welt-Sein und Formen der Welt. Vor allem wird die protestantische Vorstellung auf den Kopf gestellt, dass der Einzelne der Welt mühsam und „im Schweiße seines Angesichts“ knappe Ressourcen abtrotzen muss. Im Gegensatz dazu sieht man die Welt und ihre Möglichkeiten als Fülle. Während man früher „arbeitete“, wird hier in erster Linie „gefunden“ (Mining), geerntet, kreiert, eingegriffen und frei genutzt. Die Welt wird als Möglichkeitsraum begriffen. Statt sie auszubeuten, legt man es darauf an, sie zu verstehen und mit ihr zu kooperieren. In diesem Sinne versteht man die Welt und sich selbst darin als > Commoner.
Das bedeutet nicht, dass in den Projekten nicht viel gearbeitet würde oder dass es keine Mühe machte, sie zu initiieren und am Laufen zu halten. Das Gegenteil ist der Fall. Aber die Arbeit, die in den Gemeinschaftsgärten, Nähwerkstätten, Kartoffelkombinaten, FabLabs getan wird, ist eben Arbeit, die in Eigeninitiative erfolgt, sich dem Konsumprinzip entzieht und nicht im Dienste der Profitsteigerung steht. Gegen das implizite Programm industrieller Produktion, Menschen „unzuständig zu machen“ (Gronemeyer 2012), erklären sich die Beteiligten in den Projekten für zuständig: für zeitgenössische Stadtentwicklung, für den Erhalt des Saatgutes, für die Erforschung und Entwicklung postfossiler Mobilität, für den sorgsamen Umgang mit Ressourcen, für Fairness und Gerechtigkeit etc.
Arendt, Hannah (1996): Vita activa oder Vom tätigen Leben. München: Piper.
Gronemeyer, Marianne (2012): Wer arbeitet, sündigt. Ein Plädoyer für gute Arbeit, Darmstadt: Primus.