Besetzung

In der hyperfunktionalen Stadt steuern Governance-Prozesse die urbane Vitalität. Die Menschen sind Kontrollmechanismen wie z.B. unsichtbaren Videokameras und Leitsystemen ausgesetzt. Diese dem Blick verborgene verräumlichte Macht weckt Unbehagen und provoziert Interventionen: etwa temporäre Besetzungen (Flashmobs) oder räumliche Performances wie karnevaleske Umzüge oder ortsbezogene Projekte. Diese Räume sind keine solide gefügten Containerräume mit festem Personal und Reglement. Ihnen ist eine eigentümliche Leere eigen. Im Gegensatz etwa zum hochtechnisierten Raum-Körper-Apparat eines Flughafens, eines Fitness-Studios oder einer Diskothek bringt das Unbestimmte und Offene von DIY/DIT-Orten die beteiligten Akteure in die Präsenz und mitunter auch in Bewegung, im eigenen Tempo und in eigener Weise.

Sich in solchen Räumen aufzuhalten, begünstigt eine Haltung der Neugierde und des Ausprobierens. Eng vernetzt werden Pflanzen, Tiere, Dinge und Menschen Partner in wechselnden Choreographien. Diese Räume nähren also nicht die liberale Idee des autonomen Subjekts und Weltenschöpfers, sondern begünstigen eine lebendige demokratische Pluralität, an der jeder und jedes teilhat. Die Orte laden dazu ein, sich selbst immer wieder neu zu (er-)finden, mit neuem Blick auf die Dinge und Widerfährnisse des eigenen Lebens zu schauen. Sich frei durch das Blumenbeet zu bewegen, langsam, schlendernd, die Hände in der Hosentasche, das ist die Bewegung, aus der dann vielleicht andere entstehen.

 

> zurück zur Übersicht