Das ästhetische Handeln, das sich im DIY/DIT artikuliert, wendet sich gegen die entästhetisierende Logik der rationalen Moderne, vor allem ihrer Stadtarchitektur und ihrer industrialisierten materiellen Kultur. Man hat ein Empfinden dafür, dass die Rationalität der Moderne zahlreiche Bedürfnisse der Menschen, und erst recht der Tiere und Pflanzen, verfehlt. Doch das DIY wendet sich genauso gegen die neuen Kreativ-Regimes der ästhetischen Ökonomie, die auf das einzelne Subjekt abzielen und dieses mit einem unstillbaren Begehren nach Kreativität aufladen. Dieses ästhetisch durchgestylte, therapeutisierte und womöglich gecoachte Subjekt des Marktes teilt mit den Commonisten zwar das Medium der Ästhetik. Doch geht es im DIY/DIT stets um das Kollektiv und eine Ästhetik jenseits jeder Forderung und Leistung, eine Kreativität, die sich selbst genügt und der die Welt und das, was da ist, ausreicht.
Statt der mit dem Subjekt aufs engste verbundenen Kreativität entstehen hier viele, nur locker mit dem Einzelnen verbundene Kreativitäten. Das genial-heroische Kreativ- und Unternehmersubjekt oder das über kreative Handlungen sich seiner selbst vergewissernde Subjekt sucht man hier vergebens. Stattdessen geht es den Commonisten des DIY/DIT um ein Unterlaufen dieser Subjektivitäten und um immer wieder von neuem angestoßene Prozesse sozialer Verbindung.
Reckwitz, Andreas (2012): Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Berlin: Suhrkamp.
Reckwitz, Andreas (2008): Subjekt. Einsichten. Themen der Soziologie. Bielefeld: transcript.