Die sich in den letzten Jahrzehnten weiter entgrenzende und politisierende Kunst ist vermutlich die größte Quelle der Inspiration für das DIY. Die Form des räumlichen Bezugs, die Kapazität für Szenographie und Installationen bieten mannigfaltige Anknüpfungspunkte: Die offene und nicht scharf konturierte, temporäre Form des Projekts als Lebens- und Arbeitszusammenhang, der ambivalent-prekäre Freelance-Status, der ganz und ungeteilt beteiligte Künstlerkörper, der mit vollem Einsatz all seiner Vermögen und vermittels vieler Kreativitäten entschieden ins Weltgeschehen interveniert. Habitus und Subjektivitäten der „Kunstzone“ öffnen Möglichkeiten, die im DIY eine spezifische Besetzung und Weiterentwicklung finden.
Dabei ist DIY ebenso viel oder wenig Kunst wie es Wissenschaft, Technik, Wirtschaft oder Politik ist. Das Crafting und Making verbindet Normen, Sinnbestandteile und Leiblichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen und unterwandert die Abgrenzung. Man entzieht sich der eindeutigen Bezeichnung, etwa durch die Selbstbeschreibung als > Dilettant.
Granzer, Susanne Valerie/ Ingrisch, Doris (Hg.) (2014): Kunst_Wissenschaft: Don’t Mind the Gap! Ein grenzüberschreitendes Zwiegespräch. Bielefeld: transcript.