DIY ist auch ein Habitus. Man legt selbst Hand an die Dinge, die man trägt und an die, mit denen man sich umgibt. Man kuratiert sich selbst und lässt sich von den dabei entstehenden Formen überraschen. Dabei grenzt man sich vom Mainstream ab. Was in Boutiquen und Kaufhäusern als Markenware up to date, vor allem aber, was businesslike oder Funktionskleidung ist, wird tendenziell gemieden: Die Verkörperungen von Leistungsfähigkeit und Glätte, von kernig-aggressiver Sportlichkeit, die vermeintliche Noblesse kostspieliger Accessoires – kurzum – das ganze Spektrum bürotauglicher Marken-Outfits ist vor allem insofern interessant, als es als distinktive Folie im Hintergrund mitläuft.
DIYler vermeiden gekonnt, sich in ein selbstgebautes habituelles Gefängnis zu begeben und sich zu eng an bestimmte streng reglementierte Dresscodes zu halten. Ihr Habitus ist in gewisser Hinsicht unvorhersehbar und durch die Freude am Sich(ver)kleiden geprägt. Man ist auch nicht aufgerufen, sich ständig über Kleidung auszudrücken und es damit zu ernst zu meinen. Vor allem die Frauen kombinieren phantasievoll und unkonventionell. Sehgewohnheiten werden, wie es scheint, mit Vergnügen durch gewagte Kombinationen irritiert. Außerdem wechselt man gerne. Mal wird durch bestimmte Kleider, Blusen und Zöpfchen ein naives Gartenidyll heraufbeschworen, dann erscheint frau wieder im Blaumann oder in Tank Top und Military-Hose. Bei den Frauen werden viele Feminitäten durch Kleidung und durch Körperpolitik aufgerufen und re-inszeniert. Männer betreiben deutlich weniger Aufwand. Hier dominieren die relaxte Schiebermütze, zerbeulte alte Hosen und irgendwelche Shirts. Es dürfen nur keine zu lauten Claims aufgedruckt sein. Alles friedlich und laid-back. Viele Männer tragen Bärte, niemals Haargel oder gar eine trendige und vom Profi geschnittene Frisur. Dazu werden Stofftaschen getragen.
Der entspannten und unaggressiven körperlichen Haltung entspricht ein kooperatives soziales Miteinander: Man vertraut vieles der Interaktion mit anderen an und nicht dem großen Plan. Der Perfektionismus und das Akkurate als Antriebskraft sind zugunsten einer großen Freude am Machen und einem aus der konkreten Erfahrung entspringenden Gefühl von Souveränität ad acta gelegt.