DIY bewegt sich zwischen den Polen Lokalität und Globalität. Die Projekte sind räumlich verortet, fügen sich in die Umgebung ein und verbinden sich mit den Nachbarschaften. Zugleich bilden sie Destinationen für urbane Nomaden, die sie auf ihrer Landkarte haben und gezielt ansteuern. Orte des DIY und DIT bestehen aus einem Netzwerk ähnlicher Sphären und Landschaften. Die hier zusammengetragenen Dinge, die sich versammelnden Körper, das Wissen und auch die Pflanzen sind Teil nomadischer Bewegung. Ein Ort entsteht, wird vom Zusammenspiel vieler (nicht nur Menschen) belebt und vergeht nach einer Zeit wieder.
Im Berliner Prinzessinnengarten baute 2011 eine aus London kommende Künstlergruppe aus zusammengesammelten Althölzern und Fensterscheiben ein nomadisches Restaurant in Form von sieben Baumhäusern, das sie „The Pale Blue Door“ nannte (Nomadisch Grün 2012, S. 88f.). Die Poesie der Baumhäuser beeindruckte mit ihrer Inszenierung temporärer Beheimatung und Gastlichkeit. Die reisenden Künstler brachten außer sich selbst und ihrem Transporter nichts mit und waren dennoch bald in der Lage, Gäste zu bewirten. Gast oder Gastgeber? Der Unterschied wird eingeebnet. Egal woher du kommst, du bist immer zu Hause und du kannst immer etwas geben.
Diesem Lebensgefühl entspricht das Provisorische und Unfertige der materiellen Kultur: Der häufig anzutreffende Container ist zugleich Metapher und auch unverzichtbare Hardware des modernen Nomaden. Ebenso der Bauwagen, aus Bierkisten und Brettern zusammengefügte Möbel, Brotkisten als Regale oder Pflanzencontainer. Das Nomadische verheißt eine situative Unabhängigkeit von den mannigfaltigen Zugriffen, Zumutungen und Zuschreibungen des hyperfunktionalen Kapitalismus.
Nomadisch Grün (Hg.) (2012): Prinzessinnengärten. Anders gärtnern in der Stadt. Köln: DuMont.