Die Stadtplanung befindet sich angesichts von Klimawandel und voranschreitenden > Gentrifizierungsprozessen in einer ambivalenten Position. Einerseits muss sie, zumindest in wachsenden Städten, nachverdichten und dabei aber die Lebensqualität möglichst erhalten und Abkühlungseffekte schaffen, d.h. die Zahl der öffentlichen Grünflächen eher vergrößern als minimieren. Dieses Erfordernis wird wiederum kontrastiert durch eine seit zwei Jahrzehnten andauernde Deregulierung und Privatisierung öffentlicher Güter und öffentlicher Räume. Kommunen wurden mit dem neuen Selbstverständnis als „Unternehmen Stadt“ in einen Wettbewerb miteinander getrieben. Zugleich entzog man ihnen die Mittel für gemeinwohlorientiertes Handeln und Haushalten. Diese Politik führte vielerorts zu Schuldenbergen und unterfinanzierten Großprojekten, vor allem aber führte sie zum Wandel des Selbstverständnisses der Kommunen von einer öffentlichen Einrichtung zum „Unternehmen Stadt“ (Mattissek 2008). Aber die Stadt ist keine Ware und ihre Bürgerinnen und Bürger sind keine „Kunden“.
Urbane Gärten und andere commonsorientierte Projekte setzen an dieser Erkenntnis an. Sie verstehen sich explizit als Akteure der Stadtentwicklung von unten und wollen Beiträge zur Quartiers- und Nachbarschaftsgestaltung, zur Erhaltung von Freiräumen und zur Schaffung von grünen und produktiven Orten für alle leisten. Die gerade vielerorts entstehenden Kooperationen zwischen ihnen und der Stadtpolitik haben eine gemeinsame Grundlage: die kommunale Daseinsvorsorge. Damit die Verwaltung ihren ureigensten Auftrag wieder selbstbewusst und offensiv erfüllen kann, gehört der öffentliche Raum zurück in den demokratisch legitimierten Raum des Politischen.
Ein weiterer Aspekt: Bislang lautet der Auftrag an die städtische Planung, eine Versorgung der Bevölkerung mit Spielplätzen und Parkanlagen sicherzustellen. > Urban Gardening ist im Kanon noch nicht vorgesehen, peinlich genau wird darauf geachtet, dass öffentliche Grünflächen allen zugänglich bleiben, das schließt den Gemüseanbau vielerorts aus, auch wenn er gemeinschaftlich organisiert wird. Die Debatte um den öffentlichen Raum hat begonnen und zeigt vielerorts bereits unerwartete Perspektiven auf; z.B. bezüglich der Kooperation von Verwaltung und urbanen Subsistenzprojekten (von der Haide 2014).
Mattissek, Annika (2008): Unternehmen Stadt. Diskursive Repräsentationen im Stadtmarketing deutscher Großstädte. Bielefeld: transcript.
von der Haide, Ella (2014): Die neuen Gartenstädte. Urbane Gärten, Gemeinschaftsgärten und Urban Gardening in Stadt- und Freiraumplanung. Internationale Best Practice Beispiele für kommunale Strategien im Umgang mit Urbanen Gärten.