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An dieser Stelle berichten wir in unregelmäßigen Abständen über Themen aus unseren Arbeitsbereichen, von Veranstaltungen und Veröffentlichungen oder über alles, was wir darüber hinaus als Erkenntnisgewinn betrachten.

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Solidarische Gärten, solidarische Ernte

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Gemeinschaftsgärten sind mehr als grüne Oasen – sie können auch Orte der Heilung sein. Vom 27. bis 29. Juni 2025 laden die anstiftung und Xenion e.V. zur Tagung nach Berlin ein, um diesen Zusammenhang zu beleuchten.

Dass Gemeinschaftsgärten auch heilende Orte sein können, war eine prägende Erfahrung vieler Akteur*innen der urbanen Gartenbewegung, die sich in Deutschland Ende der 1990er Jahre aus den Interkulturellen Gärten heraus entwickelte. 

Synchron dazu bildeten sich auch in Behandlungszentren für traumatisierte Menschen gartentherapeutische Zugänge.

Diese beiden Entwicklungsstränge wollen wir nun auf unserer Tagung zusammenbringen. Im Zentrum stehen Fragen wie diese:

  • Wie können Gemeinschaftsgärten Menschen in der Trauma- und Trauerbewältigung unterstützen?
  • Welche Rolle spielen Heilpflanzen für Heilungsprozesse?
  • Wie können Ernte, Wissen und Medizin solidarisch geteilt werden?

Expert*innen aus unterschiedlichen Regionen der Welt thematisieren die Bedeutung von Gärten im Erfahrungsfeld von Migration, Flucht und Trauma.

Neben Vorträgen und Diskussionen gibt es auch praxisnahe Workshops – etwa zur solidarischen Heilkräuterapotheke HEKAYAT im Gemeinschaftsgarten Hevrin Xelef.

Das Programm der Tagung ist hier als PDF hinterlegt.

Es wird Simultanübersetzung auf Kurmanci geben. Hier das Programm-PDF auf Kurmanci.

Verbindliche Anmeldung bitte bis 15.5.25 über dieses Formular: > zur Anmeldung

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1,2 Millionen Euro für Reparaturcafés

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Seit Anfang Dezember können Reparatur-Initiativen in gemeinnütziger Trägerschaft bei der anstiftung bis zu 3000€ Fördergeld des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für Werkzeuge, Fortbildungen und andere Maßnahmen zum Betrieb ihres Reparaturcafés beantragen. Die Antragstellung erfolgt digital über unsere Plattform www.reparatur-initiativen.de – die ersten Anträge sind bereits eingegangen und bewilligt, zahlreiche weitere in Arbeit. Anträge können noch bis zum 24. Februar 2025 gestellt werden.

Mit dem Förderprogramm zeigt das Bundesumweltministerium, dass es die Bedeutung des Engagements in Reparatur-Initiativen erkennt und honoriert. Zusätzlich ist auch auf Ebene der Bundesländer einiges in Bewegung: In Bayern läuft ebenfalls ein Förderprogramm für Reparaturcafés an, Rheinland-Pfalz hat einen eigenen Runden Tisch für Reparatur gegründet, die Umweltministerien in Thüringen und Sachsen legten Reparaturboni auf, und auch das niedersächsische Verbraucherschutzministerium hat sich mit der anstiftung in Verbindung gesetzt, weil es über mögliche Unterstützung für Reparatur-Initiativen nachdenkt.

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Städte der Zukunft brauchen Urbane Gärten

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Im SR2 Kulturradio spricht unsere Vorständin Dr. Christa Müller über die Perspektive der anstiftung auf das Gärtnern in der Stadt.
> Hier hören.


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Ein Wochenende im Paradies

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Das Urban-Gardening-Sommercamp 2024

Der Garten Eden gilt als Paradies auf Erden und als unerreichbarer Sehnsuchtsort. Seitdem der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde, sucht er vergeblich nach einem solchen Eldorado der Glückseligkeit. Kindern wird nachgesagt, dass sie die Welt auf eine aufgeschlossene Weise betrachten – mit Kinderaugen eben. So begab es sich einst im Aprikosengarten in Dresden, dass der kleine Malte seinem gleichaltrigen Freund Henri einen besonders schönen Ort in ebenjenem Garten zeigen wollte, den er schon kannte. Henri war zum ersten Mal im Aprikosengarten. Malte nahm ihn an die Hand und führte ihn zu dieser Stelle. Voller Freude und ganz aus dem Häuschen rannte Henri zu den Erwachsenen zurück und rief seiner Mutter zu: „Mama, Mama, du musst unbedingt mitkommen, da hinten ist das Paradies.“ Die beiden Kinder haben das Paradies entdeckt. Es war längst da. Mit dieser hier ausgeschmückten Geschichte eröffnete Claudia Petersen vom Ernährungsrat der Lokalen Agenda Dresden ihr Statement auf der eröffnenden Fishbowl-Diskussion.

Vom 30. August bis 1. September 2024 fand in der Alten Gärtnerei Dresden das von der anstiftung veranstaltete Urban-Gardening-Sommercamp statt. Bei strahlendem Sonnenschein gehe ich durch eine schmale Gartentür und befinde mich augenblicklich in einem Naschgarten, die Pforte zu einem knapp ein Hektar großen Paradies inmitten einer alten Arbeiterwohnsiedlung in Pieschen. Unter den zahlreichen Schatten spenden Bäumen verteilen sich überall kleine Sitzgelegenheiten mit Tischen und Stühlen. Der Garten erfüllt viele Zwecke und befriedigt unterschiedliche Bedürfnisse.

Neben dem gewerblichen Anbau von Beeren zum Selberpflücken und Gemüse gibt es einen ehrenamtlich umsorgten Gemeinschaftsgarten. Es werden Workshops angeboten, Partys veranstaltet, es wird gekocht und gegessen oder Schulklassen durch den Naschgarten und die Himbeerreihen geführt. Der Kompost wurde bewusst in der Mitte des Gartens platziert. Er ist Dreh- und Angelpunkt des Stoffkreislaufs, zersetzt das Alte und wird zur Grundlage des Neuen. Die Alte Gärtnerei in Dresden ist ein Ort der lebendigen Vielfalt.

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Programm


Diese Vielfalt spiegelte sich auch im Programm des Urban-Gardening-Sommercamp wider. Es wurden konkrete Praxisworkshops angeboten, beispielsweise über die artgerechte Beschneidung von Obstbäumen, die Gestaltung von Waldgärten und Permakultur, wie durch Kompostierung Nährkreisläufe geschlossen werden können oder wie ein Wurmkompost funktioniert. Ein weiteres Themenspektrum befasste sich mit der Organisation von und Kommunikation rund um Gemeinschaftsgärten. Es waren sowohl Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung eingeladen, als auch Akteure, die das System bottom up „hacken“ wollen, um die Besonderheiten eines Gemeinschaftsgartens Entscheidungsträger*innen verstehbar zu machen. Gemeinschaftsgärten wurden auch als Ankommensorte für geflüchtete Menschen vorgestellt – ein Thema, das für eine postmigrantische Gesellschaft von besonderem Interesse ist. Zudem gab es das Wochenende über immer wieder Verständigungen zwischen dem wilden Praktizieren im Garten, der rechtlichen Einordnung in den Ämtern und den Aufgaben und Vorzügen von (urbanen, interkulturellen) Gemeinschaftsgärten. Das gesamte Programm findet ihr hier.

Nach der Eröffnung an der Sommerküche (Abbildung 3) und einer anschließenden Führung durch das Gartengelände (Abbildung 4 & 5), wurde am Freitagabend der Dokumentarfilm Gemeinschaftsgärten in Paris und Berlin: zwei Perspektiven – gleiche Konflikte? im Gewächshaus gezeigt. Durch den Abend führten die beiden Hauptverantwortlichen der Doku Kerstin Stelmacher und Laurence Baudelet Stelmacher. Der Film handelte von einer Berliner-Pariser-Austauschgruppe, die jeweils die andere Stadt besuchten, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des gemeinschaftlichen Gärtners zu ergründen.

Auftakt

Der Samstagmorgen begann mit einem gemeinsamen Frühstück und der Vorstellung des Tagesprogramms. Ab 10 Uhr konnten die Teilnehmer*innen des Workshop Gartenradio – Radio Selbermachen live in der eigens aufgebauten Funkstation besuchen. Das Gartenradio bzw. coloRadio begleitete das gesamte Sommercamp und hat die einzelnen Veranstaltungselemente hier in einer Sondersendung für die Nachwelt festgehalten.

Den inhaltlichen Auftakt des Sommercamps machte am Samstagvormittag die Fishbowl-Diskussion Von Gemeinschaftsgärten zur Vision einer Essbaren Stadt, die sogleich den thematischen Rahmen absteckte. Auf dem Podium saßen (v.l.n.r.) Eva Jähnigen, zweite Bürgermeisterin der Stadt Dresden und Beigeordnete für Umwelt und Klima, Recht und Ordnung; Christa Müller, Soziologin und Leiterin der anstiftung; Claudia Petersen, Projektkoordination Ernährungsrat/AG Essbare Stadt bei der Lokalen Agenda Dresden und Toni Karge, Gartenaktivist und Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz im Referat Freiraumplanung und Stadtgrün Berlin. Moderiert wurde die Runde von Marilisa Herchet, Mitarbeiterin in einem Citizen-Science-Projekt der TU Dresden. Links und rechts der Podiumsrunde wurde jeweils ein Stuhl für Gäste aus dem Publikum freigelassen, die sich abwechselnd aktiv einbringen konnten.

Mit dem Titel des Podiums wurde die Frage nach der transformativen Reichweite von (urbanen) Gemeinschaftsgärten gestellt. Es ging allerdings weniger um die Vision einer essbaren Stadt, da eine solche kaum zu definieren sei. Im Zentrum der Diskussion standen allgemeine Fragen rund um die Organisierung von Gemeinschaftsgärten, der Besetzung des Podiums entsprechend aus einer vorwiegend kommunalverwalterischen und rechtlichen Perspektive. Mit Christa Müller wurden auch einige historische und soziologische Schlaglichter gesetzt. Es kamen diverse Spannungsfelder zum Vorschein. So können (urbane) Gemeinschaftsgärten die Vorstellung von Stadt verändern und Lebensmodelle jenseits der von Lohnabhängigkeit und vom Autoverkehr geprägten Stadt denkbar und anschlussfähig machen. Alle auf dem Podium waren sich einig: Gärtnern ist politisch. Ob und wie weit sich Gemeinschaftsgärten ausbreiten würden, hänge vom politischen Willen ab und der scheint nicht überall gegeben. Toni Karge gab zu bedenken, dass die Grundlagen für einen „Rollout“, also einer flächendeckenden und systematischen Ansiedlung von Gemeinschaftsgärten, gegeben seien. Doch ohne die Priorität auf der politischen Agenda sei das ein mühseliges Unterfangen.

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Spannungsfelder

Während der Debatte kristallisierten sich drei tragende Spannungsfelder heraus, die den Aufbau und das Betreiben eines Gemeinschaftsgartens stets begleiten: 1) Ehrenamt versus Hauptamt; 2) Selbermachen versus Kaufen; 3) System versus Lebenswelt.

  • Ehrenamtliche Tätigkeiten sind von Ermüdungserscheinungen und Überlastung begleitet. Am Anfang ist noch Energie da, die zunehmend versiegt. Motivation und Durchhaltevermögen sind bei vielen Menschen temporär – je nach aktueller Lebenssituation, die sich in unserer höchst volatilen Zeit schnell ändern kann. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch beschleunigt und vertieft. Auch die Beteiligung an Veranstaltungen sei merklich zurückgegangen.
  • Das Leben in einer Überflussgesellschaft macht es weder notwendig noch attraktiv, seine Zeit mit Gärtnern zu verbringen. Warum aufwändig und mitunter teurer selbermachen anstatt billig zu kaufen? Im Alltag der Menschen kommt das Essen aus dem Supermarkt, nicht aus dem (gemeinschaftlich betriebenen) Garten. Die allermeisten Leute sind in Verhältnisse der Lohnabhängigkeit eingebunden, Mehrarbeit ist mit hohen Kosten verbunden. Zudem gibt es ohnehin kaum Wertschätzung für Care-Arbeit. Dennoch inspiriert die Gartenbewegung immer mehr Stadtaktivist*innen und Garteninteressierte. Das Phänomen ist also nicht rein von der Konsum-Seite her erklärbar, wie ja auch die in den letzten beiden Jahrzehnten erschienenen Studien der anstiftung und vieler anderer über Urban Gardening zeigen.
  • Eine Gefahr wird hierin gesehen: Die bürokratische Logik, mit dem Soziologen Max Weber gesprochen: Das „stahlharte Gehäuse“, unterscheidet sich fundamental von der lebensweltlichen Logik des persönlichen sozialen Austauschs beim gemeinschaftlichen Gärtnern. Es kommt zu Übersetzungsbemühungen und -konflikten, den sozialen Austausch und den „lebendigen Wildwuchs“ im Garten zu verrechtlichen, um diese für die rechtliche gesellschaftliche Ordnung anschlussfähig zu machen (zum Beispiel durch Vereinsgründung).

Kann die Verständigung zwischen entfremdenden bürokratischen Hürden und lebensweltlichem Enthusiasmus verbessert werden? Während des Fishbowls ist das zumindest gelungen. Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass in den Behörden und auf politischer Ebene noch einiges geschehen müsse und sie selbst zu einer solchen Entwicklung etwas beitragen.

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Workshops

Nach dem thematischen Einstieg und einer ausgiebigen Mittagspause, die zum gemeinsamen Essen und Vernetzen genutzt wurde, startete die Vielfalt der Workshops in drei Blöcken. In jedem Block fanden bis zu acht teilweise parallele Workshops an unterschiedlichen Orten des ausgedehnten Gärtnereigeländes statt. Der erste Block am Samstag von 15 Uhr bis 16: 30 Uhr umfasste:

  • Hacking Politics (Norbert, Zukunftsstadt Dresden): Wie funktionieren Strukturen der Kommunalpolitik? Wie kann man sich in diese „reinhacken“ und im Sinne eines Gemeinschaftsgartens zum Arbeiten bringen? Wie kommuniziert man mit Stadtverwaltungen und wie schreibt man einen Stadtratsantrag und bringt diesen gezielt ein?
  • Düngen mit Urin (Florian, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau und Florian, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Großbeeren): Das Citizen-Science-Projekt U-Cycle untersucht das Düngen mit recyceltem Urin in der Gartenpraxis. Im Workshop wurde das Projekt mit seinen bisherigen Ergebnissen vorgestellt. Düngung mit Urin, warum, wieso, weshalb? Welche Risiken und welche Verfahren gibt es? Wie kann ich das in meinem Gemeinschaftsgarten umsetzen?
  • Karbonara – Pflanzenkohle und ihr Einsatz beim Gärtnern (Nadine und Sven-Karsten, Deutsche Schreberjugend): Hier wurden Möglichkeiten, Chancen und Risiken zur Herstellung und zum Einsatz von Pflanzenkohle beim Gärtnern und zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vorgestellt, die auf den Erfahrungen der Schreberjugend basieren.
  • Gärten sichern – Inspiration & Strategien zur Flächensicherung (Meike und Lia, himmelbeet Berlin): Meike und Lia teilten ihre Geschichten und Erfahrungen zu Flächenkonflikten und Verhandlungen mit Flächeneigentümer*innen. In einem World Café wurden Argumente, Handlungsoptionen und Netzwerktipps gesammelt und diskutiert.
  • Gemeinsam in Gruppen tragfähige Entscheidungen treffen (Stefan, Kiezgarten Fischerstraße, Berlin): In diesem Workshop wurde die Methode „Systemisches Konsensieren“ vorgestellt und gemeinsam ausprobiert. Es wurden Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen der Methode aufgezeigt, mit der schnell tragfähige Entscheidungen in Gruppen getroffen werden können.
  • Umgang mit Hitze und Trockenheit im Gemeinschaftsgarten (Volker, Ufer-Projekte Dresden): Im Workshop wurden zunächst Grundlagen zu wassersparendem Gärtnern vermittelt und bestimmte Pflanzen vorgestellt. Einige wurden im Naschgarten besichtigt und besprochen.
  • Grüne Orte und gute Nachbarschaft – Engagement und Beteiligung (Keya und Thomas, soulgardenberlin): (Urbane) Gemeinschaftsgärten sind auch Orte des Ankommens für geflüchtete Menschen. Im Workshop wurden die Potenziale von Gemeinschafts- und Kleingärten für Geflüchtete beleuchtet. Wie können die Gärten (noch mehr) zu gemeinsam gestalteten und genutzten Ankunfts- und Alltagsorten werden, welche good practices gibt es schon?

Nach einer kurzen Kaffee- und Snackpause ging es vor dem gemeinsamen Abendessen 17 Uhr mit dem zweiten Workshopblock weiter.

  • Wasserspeichernde Bodenzuschlagsstoffe im Hochbeet-Experiment (Volker, Allmende-Kontor, Berlin): In einem 10m²-Hochbeet wurden 2017 - 2021 mehr als ein Dutzend verschiedener – laut Werbeaussagen – wasserhaltender Bodenzuschlagsstoffe hobbywissenschaftlich geprüft. Die Ergebnisse waren jedoch dürftig. Durch einen bislang nicht genutzten Auswertungsweg (Abtrocknungsverluste) ist ein neuer Blick auf die Ergebnisse möglich geworden, der vieles nochmal in neues Licht taucht.
  • Erforschung der Ernte in gemeinschaftlichen Gärten (Mercedes, Team Urbane Waldgärten, Universität Potsdam): Welchen Beitrag zur Ernährung leisten Gemeinschaftsgärten? In einem Input wurden die Erfahrungen und Herausforderungen bei der Erforschung der Ernte sowie die Rolle von Citizen Science vorgestellt. Anschließend wurde die Frage diskutiert, "Wie macht ihr das mit der Ernteerhebung?".
  • Urban Gardening geht aufs Land – Soziales Gärtnern in Nordsachsen (Torsten, Gemeinschaftsgarten am Wasserturm, Bad Düben): Potenziale und Schwierigkeiten von Gemeinschaftsgärten im ländlichen Raum und ihre Bedeutung für Integration, Verständigung, gemeinschaftliches Lernen und Demokratieförderung wurden am Beispiel des „Gemeinschaftsgartens am Wasserturm“ in Bad Düben vorgestellt. Der Garten erweist sich an der Schnittstelle von Natur und Kultur als niederschwelliger Ort toleranten Miteinanders, als Ort der Kooperation unterschiedlicher zivilgesellschaftlicher Akteure.
  • Gemeinschaftsgärten als sozial-ökologische Praxisform und deren transformative Potenziale (Samira und Nils, UniGardening@SUSTAIN IT!, Berlin): Seit 2014 gibt es den offenen Bildungs- und Gemeinschaftsgarten mitten im Botanischen Garten Berlin. Neben Obst und Gemüse werden dort Arznei- und Färberpflanzen kultiviert und Bienen gehalten. Im Workshop wurden außerdem die transformativen Potenziale von Gemeinschaftsgärten diskutiert.
  • Partizipatives Gestalten eines Gartenplans (Simon, Gruppe F | Freiraum für alle GmbH): Im Vortrag werden eine Handvoll von Beteiligungsmethoden zur partizipativen Gestaltung eines Gemeinschaftsgartens vorgestellt und näher beleuchtet. Diese reichen von einfachen Steckmodellen und Mental Maps bis hin zu Design Thinking. Zudem wird der Gestaltungsprozess, von der Grundlagenermittlung bis zum Gartenplan, anhand von Praxisbeispielen dargestellt.
  • Farbe bekennen: Malen mit Naturfarben (Kristin, Schönfärberinnen des Färberpflanzenbeetes im Allmende-Kontor, Berlin): Gemeinsam wurden Naturfarben aus Küche, Garten und Stadtnatur gewonnen und die Farben des Regenbogens auf Papier gebracht und Postkarten für mehr Grün in der Stadt gestaltet.
  • Praxisworkshop Obstbaumschnitt (Volker, Ufer-Projekte Dresden): Obstgehölze werden durch Schnitt robuster, gesünder und langlebiger. Im Workshop wurde ausprobiert, wie Schnitte gesetzt werden und welches Werkzeug gebraucht wird.
  • Waldgärten und mehrjährige Nutzpflanzen (Maik, Gartenwerkstatt Halle): Der Vortrag mit anschließendem Gespräch handelte von klimaangepassten Formen der Gartengestaltung, wie Waldgärten und Permakultur. Es wurden Vorteile und Nutzen sowie Möglichkeiten zur Integration auch in kleinen Gärten erkundet und mehrjährige Gemüsepflanzen vorgestellt.
  • Wurmkompost in Theorie und Praxis (Miren, BodenschätzeN Berlin): Was brauchen Würmer und andere Bodenorganismen, um sich in der Wurmkiste wohlzufühlen und Biogut in Humus zu verwandeln? Was sollte bei ihrer Pflege beachtet werden und welche Tricks gibt es, um potenzielle Probleme zu vermeiden? Nach einem theoretischen Input ging es zur Praxis über. Es wurde eine Wurmkiste befüllt und eine Handvoll Würmer beim Umzug in ihr neues Zuhause begleitet.
  • Planungsrecht und Gärten (Toni, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berlin und Kerstin, Netzwerk Urbane Gärten Berlin): Gemeinschaftsgärten kämpfen immer wieder mit rechtlichen Vorgaben der Kommunen und dem deutschen Bau- und Planungsrecht. In dem Workshop wurden gemeinsam die Probleme der Gärten zusammengetragen, bereits bekannte Lösungsstrategien diskutiert und für ein mögliches rechtliches Fachgutachten festgehalten.
  • Wildpflanzen im Alltag verwenden (Grit, GemüseheldInnen Frankfurt am Main): Wildpflanzen wurden in der unmittelbaren Umgebung zusammen entdeckt und Anwendungsmöglichkeiten im Alltag besprochen.
  • Kommunikation mit Politik und Verwaltung (Daniel, NELGE Leipzig): Das Netzwerk Leipziger Gemeinschaftsgärten NELGE ist eine basisdemokratische Initiative, in der sich verschiedene Leipziger Gartenprojekte organisieren. Neben dem inhaltlichen und praktischen Austausch zielt das Netzwerk darauf ab, Anliegen der Gemeinschaftsgärten mit gemeinsamer Stimme in Politik und Verwaltung zu tragen. Im Workshop wurde von den Erfahrungen der letzten Jahre und zur Situation in Leipzig berichtet.Nährkreisläufe schließen durch Kompostierung (Michael, Vitopia Gemeinschaftsgarten, Magdeburg): Nicht nur Garten- und Küchenabfälle, sondern auch die gesammelten Ausscheidungen aus Komposttoiletten können in wertvollen Kompost verwandelt werden. Dabei sind verschiedene Faktoren wichtig, um letztlich ein hochwertiges und „sauberes“ Produkt zu erhalten. Der Workshop gab einen Überblick über Nährstoffkreisläufe und verschiedene Hygienisierungsverfahren mit anschließender Diskussion.

Nach dem Abendessen fand im „Wohnzimmer“ mit Almut vom Gartennetzwerk Hamburg eine Austauschrunde zum Aufbau lokaler Garten-Netzwerke statt. Was gibt es zu beachten, welche Erfolgsfaktoren und Fall-stricke gibt es, wie können die Netzwerke organisiert werden? Es gab einen Input zum Stand der Dinge in Hamburg und einen anschließenden Austausch der Erfahrungen. Danach wurde im Gewächshaus auf dem frisch verlegten Holzboden, eingeheizt von DJs, gefeiert und getanzt. Am nächsten und letzten Tag startete der Tag um 8:30 Uhr mit einem ausgiebigen Frühstück, einer anschließenden Begrüßung und einer Vorstellung der letzten Workshoprunde.

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Fazit

Welche Lehren lassen sich abschließend aus dem Urban-Gardening-Sommercamp in Dresden ziehen? Das Wochenende war ein angeregter und neugieriger Austausch zwischen Gleichgesinnten. Die Alte Gärtnerei hat sich als blühender Lernort dargeboten. Eines ist klar geworden: Das Betreiben eines Gemeinschaftsgartens ist weit mehr als das bloße Anpflanzen, Gießen und Ernten. Er ist ein politischer Ort, erfordert kommunikatives, organisatorisches, naturwissenschaftliches Know-how und einen informierten und geschickten Umgang mit kommunalpolitischen Verwaltungsstrukturen. Der Garten ist ein sozialer Treffpunkt, er ist ein Ort des Caring um die Mitwelt und des Sharing unterschiedlicher Wissenskulturen. Gemeinsam werden Selbstwirksamkeitserfahrungen gemacht, die auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten zum Tragen kommen können.

Häufig war auch die Rede davon, dass die lebensfördernde Sorge auch in andere Bereiche hineinwirken kann: Erst werden gemeinsam Pflanzen gegossen, dann mal auf die Kinder aufgepasst, Sprachen weitergegeben oder in der Not ausgeholfen. Das Gärtnern als vergemeinschaftende Tätigkeit erscheint als Mittel zum Zweck der Verständigung über ein gutes Zusammenleben. In gemeinsamer Sache entsteht ein realutopisches Paradies, wie die Kinder in der Eingangsgeschichte es entdeckt haben. An diesem Wochenende bin ich stets freundlichen, offenen und wissbegierigen Menschen begegnet. Er ist Oase und Projekt, sorgt für ein besseres Klima in der Stadt und zwischen den Menschen. Die Rückmeldungen zum Urban Gardening Sommercamp in der Alten Gärterei in Dresden waren durchweg positiv. Der Ort zeigt seine Wirkung, innen wie außen.

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Berlin: Auf dem Weg zur Reparaturhauptstadt

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Eine Allianz aus Reparatur-Initiativen, städtischem Entsorgungsbetrieb und Handwerk will die Reparatur in der Hauptstadt stärken: Die Projektbeteiligten Berliner Stadtreinigung (BSR), Handwerkskammer Berlin und anstiftung in Zusammenarbeit mit dem BUND Berlin präsentieren nun die gemeinsam entwickelte Netzwerkplattform „repami“: Dort finden Berliner*innen mit Reparaturbedarf Anlaufstellen – die digitale Karte listet sowohl gewerbliche Reparaturbetriebe als auch ehrenamtliche Reparatur-Initiativen auf. Unter dem Motto „Reparieren statt Wegwerfen“ regt sie dazu an, die Lebensdauer von Gebrauchsgegenständen zu verlängern, Abfall zu vermeiden und so Ressourcen zu schonen. Gefördert wird das Netzwerk Qualitätsreparatur „repami“ vom Land Berlin.

Die anstiftung hat das Kooperationsprojekt mit auf den Weg gebracht. Sie koordiniert seit zehn Jahren das bundesweite Netzwerk Reparatur-Initiativenmit dieser Erfahrung bringt sie sich nun lokal in Berlin ein. Gerade im Schulterschluss mit kommunalen und gewerblichen Akteuren kann die Reparierbewegung gestärkt werden – Reparatur-Initiativen widmen sich den Reparaturen, die sich für das Gewerbe wirtschaftlich nicht lohnen, Profis in Reparaturbetrieben können ihr Wissen an ehrenamtliche Reparaturhelfer*innen weitergeben, und die Kommune profitiert darüber hinaus vom nachbarschaftlichen Miteinander und einer Praxis des füreinander Sorgens. Die im Kontext von „repami“ in Berlin gewonnenen Erkenntnisse können zukünftig auch weiteren Städten und Kommunen dienen, um eigene lokale Reparaturnetzwerke zu knüpfen.

„repami“ bietet Bürger*innen eine Übersicht über Berliner Reparaturbetriebe und Reparatur-Initiativen sowie deren Angebote. Das Netzwerk vereint erstmalig einen großen Teil der gewerblichen Reparaturdienstleister und ehrenamtlichen Reparaturcafés der Stadt zentral auf einer einzigen Plattform. Damit können sich Berliner*innen über Reparaturmöglichkeiten informieren und gezielt entscheiden, ob sie einen gewerblichen Betrieb in Anspruch nehmen oder ihre Gebrauchsgegenstände lieber in einem Reparaturcafé unter Anleitung von Ehrenamtlichen selbst reparieren möchten. Insgesamt leisten kommerzielle und nicht-kommerzielle Anbieter in der Hauptstadt derzeit hochgerechnet etwa 1,4 Millionen Reparaturen pro Jahr. Um diese Zahl weiter zu erhöhen, soll deren Engagement durch das „repami“-Netzwerk nachhaltig unterstützt werden.

Die Entwicklung von „repami“ erfolgte im Rahmen des vom Land Berlin unterstützten Projekts „Netzwerk Qualitätsreparatur“, dessen Ziel die Umsetzung lokaler Maßnahmen zur Förderung der Reparatur von Gebrauchsgegenständen ist. Neben der BSR, die als sogenannte Konsortialführerin für das Gesamtprojekt verantwortlich zeichnet, sind die Handwerkskammer Berlin und die anstiftung am Netzwerk Qualitätsreparatur „repami“ beteiligt. Die Handwerkskammer bildet hierbei die Schnittstelle zu den gewerblichen Reparaturbetrieben in Berlin und legt zudem einen für Reparaturbetriebe zugeschnittenen Qualitätsstandard für die Aufnahme in das Netzwerk fest. Die anstiftung übernimmt in Zusammenarbeit mit dem BUND Berlin die Einbindung in die ehrenamtlichen Reparaturcafés.

Mehr Informationen zum Netzwerk Qualitätsreparatur „repami“: www.repami.de
> Pressemitteilung zum Plattform-Launch

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Wie Urban Gardening die Städte verändert. Eine Tagung

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Sind die urbanen Gemeinschaftsgärten von „queeren Störenfrieden“ zu ökologischen Leistungsträgern geworden? Den Eindruck könnte man gewinnen, führt man sich die Fülle der Aufgaben vor Augen, die Gärten im Kontext des sozial-ökologischen Krisenmodus der Städte mittlerweile übernehmen müssen, wenn sie städtische Förderung und Flächen bekommen wollen.

Die auf mittlerweile fast 1000 Projekte angewachsene neue urbane Gartenbewegung stand am letzten Mai-Wochenende am Starnberger See im Fokus der Tagung Die Stadt ist unser Garten. Wie die urbane Gartenbewegung unsere Städte verändert.

Im Einführungsvortrag beleuchteten wir drei Soziologinnen – Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner – die nunmehr zwei Dekaden dauernde Geschichte der Bewegung. Uns lag dabei vor allem daran, die tieferen Bedeutungsebenen der Projekte freizulegen: Gärten als Orte der terrestrischen Moderne, Gärten als Ernährungsorte, Gärten als Lernorte, Gärten als Ökosysteme; aber eben auch Gärten als politische Orte und Gärten im System politischer Governance.

tonikargeToni Karge, der Urban-Gardening-Beauftragte des Berliner Senats

„Leider haben nicht alle Stadtverwaltungen einen Toni“, bedauerte eine Teilnehmerin. Die Rede war von Toni Karge, dem Urban-Gardening-Beauftragten des Berliner Senats, der die Bewegung durch jahrelanges Engagement im Gemeinschaftsgarten himmelbeet von innen kennt. Aber selbst wenn es eine Ansprechperson in der Stadtverwaltung gibt, die die Bedarfe und Logiken der Projekte barrierefrei versteht, bleibt, so der Stadtplaner, der kontinuierlich erzeugte „Druck“ von den Projekten unverzichtbar, um weiterhin Flächen für urbanes Gärtnern für die sozial-ökologische Wende in den Städten zu sichern.

Toni Karge war nicht der einzige Vortragende, der bewusst eine hybride Rolle einnimmt und seine Perspektive in die jeweiligen Segmente der Wissenschaft, der Kultur oder der Politik zu übersetzen weiß. Auch Elke Krasny, Professorin an der Wiener Akademie der bildenden Künste, versteht sich als Kuratorin, Wissenschaftlerin, Feministin und Care-Aktivistin zugleich – und entwickelte in ihrem Vortrag „Caring Urbanism: Von Gärten der Sorge auf einem erschöpften Planeten“ eine spezifische Methodik des „Denkens-mit Gartenarbeit“. Ähnliches gilt für Harald Lemke, Philosoph, Stadtaktivist und – laut seiner Selbstbeschreibung – Freizeit-Terraner. Er stellte dar, wie sehr sich Gastrosophie und Gartenaktivismus gegenseitig brauchen und bedingen, um die Welt zu einem schöneren und gerechten Ort für alle zu machen.

Gastrosophie meint die Philosophie des Essens und Einladens. Gute Lebensmittel aus der Region oder gar dem unmittelbaren städtischen Umfeld sind dafür eine zentrale Voraussetzung. Sie stehen im engen Zusammenhang mit der Ernährungswende. Das Thema Essbare Stadt im internationalen Vergleich bespielten Ina Säumel und Sophia Kipp von der Humboldt-Universität zu Berlin mit Fallbeispielen aus Singapore, Berlin, Quito und Havanna.

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Die großen Erfolge, die die urbane Gartenbewegung unübersehbar aufweist, und die sich nicht zuletzt in wirkmächtigen Anschlüssen an Diskurse, Wissenschaftspraxen, Forschungspartnerschaften oder den Eingang in Förderprogrammatiken ausdrücken, haben unausweichlich auch ihre Schattenseiten. Alexander Follmann, Wissenschaftler von der Universität Bonn und Aktivist beim Gemeinschaftsgartennetzwerk um NeuLand Köln, das sich äußerst gelungen in Stadtentwicklungsprozesse einmischen konnte, zeigte eben auch die inneren und äußeren Widersprüche der sozial-ökologischen Transformation durch Urban Gardening am Beispiel von Ernährungsrat, Essbare Stadt und Gemeinschaftsgärten in Köln auf.

Widersprüche, Herausforderungen und bisweilen auch Überforderungen thematisierten auch die parallel laufenden Praxisworkshops sowie die abschließende Podiumsdiskussion am Sonntagmorgen. Nun kamen nach drei Tagen konstruktiver und von gegenseitiger Wertschätzung geprägter Debatte auch Kontroversen zum Vorschein: Diskutiert wurden die zum Teil großen Lasten, die den Gärten in den Großstädten zunehmend aufgebürdet werden, wie zum Beispiel der Umgang mit traumatisierten Menschen, der Umgang mit Drogenabhängigen (ohne professionelle Unterstützung) für unerfahrene Engagierte aus der Zivilgesellschaft. Eva Kirschenmann berichtete in ihrem Workshop „Stadtumgestaltung von unten“ aus Bremen, dass Gemeinschaftsgärten bisweilen schlicht überfordert sind, Probleme zu lösen, die an anderen Stellen entstehen und für die die Gesellschaft insgesamt Verantwortung zu übernehmen hat. Und die Frankfurter GemüseheldInnen problematisierten den Versuch der Stadt, sie in ihrem Engagement für mehr Grünräume zusätzlich in die Pflicht zu nehmen, Aufgaben aus dem Bereich der Migrationssozialarbeit zu übernehmen, zumal sie über keine entsprechende Expertise in diesem Bereich verfügen.

Dabei steht die Solidarität mit Geflüchteten in der Gartenbewegung grundsätzlich nicht in Frage, im Gegenteil: Ein großer Teil des bundesweiten Netzwerks Urbane Gärten, das Anuscheh Amir-Khalili und Gudrun Walesch von der anstiftung vorstellten, besteht explizit aus Interkulturellen/Transkulturellen Gärten, die ein großes Potenzial für die postmigrantische Gesellschaft darstellen – und aus ihr erwachsen.

Und schließlich zeigt nicht zuletzt auch die Notwendigkeit des Abbaus von Umweltungerechtigkeit, die Kerstin Stelmacher anhand des sozial-räumlichen Zusammenspiels von Luftverschmutzung, fehlendem Naturzugang und sozialer Unterschichtung anhand von Kartenmaterial visualisierte, wieviel noch zu tun bleibt – und ohne die Skandalisierung dieser Zustände durch eine engagierte Zivilgesellschaft tut sich deutlich zu wenig. Dafür wiederum ist Wissen vonnöten – und auch dieses wird, wie Marco Clausen betonte, in urbanen Gemeinschaftsgärten als kollektive Lern- und Bildungsräume generiert und weitergegeben.

Wir haben auf der Tagung eine der hoffnungsvollsten sozial-ökologischen Bewegungen beleuchtet – aus der Perspektive verschiedener Wissenschaftszweige wie der Soziologie, der Philosophie, der Wirtschaftswissenschaften, der Kritischen Geographie oder der Kunst- und Kulturwissenschaften – aber eben auch aus der von praktisch inspirierten Ansätzen und Praxisräumen wie dem „Achtsamen Gärtnern“ (mit Daniel Dermitzel), der Permakultur, der Urbanistik, der Kompostologie.

Und am Ende wurde dann tatsächlich alles wieder kompostiert: Im Collage-Workshop des QueerEcologiesCollective (Ella von der Haide und Manuel Wagner) zerschnipselten die Tagungsteilnehmer*innen lustvoll Headlines, Fotos, Berichte und Thesen zur Bewegung und setzten sie neu zusammen. Es könnte eben auch alles anders sein.

collagenCollage-Workshop des QueerEcologiesCollective

Was bleibt, ist danke zu sagen. Für das exzellente bio-veggie Essen vom Küchen-Team der Evangelischen Akademie Tutzing, für das Engagement aller, die da waren, für die Kooperationen, für die sternenklare Nacht und den freien Blick auf die Berge.

Wer tiefer eintauchen will in die einzelnen Inhalte, kann dies in unserem zur Tagung erschienenen Buch tun, wer einfach nur die Präsentationen anschauen will oder sich über eine Fotoauswahl einen Eindruck von der Stimmung an diesem wunderbaren Ort verschaffen möchte, kann auch dies gerne tun:

> Hier geht’s zur Fotoauswahl.

> Hier ist das Programm verlinkt.

> Hier geht’s zu den Präsentationen.

> Hier gibt es das Buch Unterwegs in die Stadt der Zukunft als freien Download.


Eine Kooperationstagung der anstiftung mit der Schweisfurth Stiftung und der Selbach-Umwelt-Stiftung

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Unterwegs in die Stadt der Zukunft

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Wir freuen uns, denn: Unser neues Buch ist erschienen! Darin reisen wir mit Wissenschaftler*innen und Gartenaktivist*innen durch die urbane Gartenbewegung und werfen einen Blick in die Zukunft:

Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner (Hg.):
Unterwegs in die Stadt der Zukunft. Urbane Gärten als Orte der Transformation.
Bielefeld 2024: transcript Verlag.

Urbane Gemeinschaftsgärten sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Aus vereinzelten Pionierprojekten entstand im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte ein Netzwerk von rund 1000 Initiativen. Als erdverbundene Orte haben sie das Potenzial, Stadt wie Gesellschaft grundlegend zu verändern. Was das Besondere an urbanen Gärten ist und warum sie unverzichtbar sind, davon handelt dieses Buch. Gemeinsam mit Autor*innen aus Wissenschaft, Forschung und Aktivismus beleuchten wir die unterschiedlichen Dimensionen der neuen urbanen Gartenbewegung. Wir wollen wissen, welche Rolle ihr bei der Mitgestaltung einer menschen- und naturgerechten Stadt der Zukunft zukommt.

Das Buch ist als aufwändig gestaltete Druckversion sowie online als kostenfreies Open-Access-eBook erhältlich.

> hier bestellen oder online lesen

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Tagung zum Buch: „Die Stadt ist unser Garten“

24. bis 26. Mai 2024 in der Ev. Akademie Tutzing am Starnberger See

Wie die urbane Gartenbewegung unsere Städte verändert: Um die Jahrtausendwende entstand in Deutschland eine neue urbane Gartenbewegung. Nach und nach entwickeln sich seitdem grüne, lebensfreundliche, offene Orte für alle, an denen demokratische Teilhabe praktisch und das Verhältnis von Stadt und Natur neu verhandelt wird. Heute, in Zeiten multipler Krisen, wollen wir diskutieren, wie sich die Vision der Anfangszeit verwirklicht, vor welche Herausforderungen die Gartenbewegung gestellt ist, welche Diskurse sie inspiriert und wie sie weiter ausstrahlen kann.

Rückblick zur Tagung

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Tagung: Die Stadt ist unser Garten

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Wir laden herzlich zur Tagung „Die Stadt ist unser Garten“ ein - 24. bis 26. Mai 2024 in der Ev. Akademie Tutzing am Starnberger See (südlich von München). 

Um die Jahrtausendwende entstand in Deutschland eine neue urbane Gartenbewegung. Nach und nach entwickeln sich seitdem grüne, lebensfreundliche, offene Orte für alle, an denen demokratische Teilhabe praktisch und das Verhältnis von Stadt und Natur neu verhandelt wird. 

Inzwischen haben sich rund 1.000 Projekte dem bundesweiten Netzwerk Urbane Gärten angeschlossen. Die Gemeinschaftsgärtner*innen entsiegeln betonierte Flächen, kooperieren mit Museen, Theatern und Bibliotheken ebenso wie mit Universitäten, Unterkünften für Geflüchtete oder Friedhofsverwaltungen.

Für uns der richtige Zeitpunkt, um jetzt mit „Unterwegs in die Stadt der Zukunft“ ein umfassendes und mit viel Herzblut gemachtes Buch zu publizieren und auch 15 Jahre nach der ersten Tagung erneut einen gemeinsamen Blick auf den Stand der (Garten)Dinge zu werfen. Denn längst sind die Projekte auch eingebunden in städtische Governance-Prozesse und Klimakrisenpolitik. Heute, in Zeiten multipler Krisen, wollen wir diskutieren, wie sich die Vision der Anfangszeit verwirklicht, vor welche Herausforderungen die Gartenbewegung gestellt ist, welche Diskurse sie inspiriert und wie sie weiter ausstrahlen kann.

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Entdecke den Kosmos der anstiftung

Vorschau alles.anstiftung.de

Seit über 40 Jahren begleitet, fördert und erforscht die anstiftung Projekte, Räume und Netzwerke des gemeinsamen Selbermachens. Diesen lebendigen Kosmos vielfältiger Projekte und Diskurse gibt es ab sofort auf alles.anstiftung.de zu entdecken.

2022 feierte die anstiftung 40-jähriges Bestehen. Eigentlich die Gelegenheit, zurückzublicken auf das Wirken aus vier Jahrzehnten. Viel spannender jedoch: Was wirkt gegenwärtig von dem, was einst „angestiftet“ wurde – und wie wächst es weiter in die Zukunft? 

Aus diesem Grund verfassten wir keine Festschrift auf das Vergangene, sondern gestalteten eine digitale, tagesaktuelle Sammlung aller Projekte und Inhalte aus unseren Netzwerken, die kontinuierlich weiter wachsen wird. Diese Microsite bildet ein lebendiges, sich ständig veränderndes Geflecht ab aus zahlreichen lokalen Projekten von Menschen für und mit Menschen in den Bereichen Gemeinschaftsgärten, Reparatur-Initiativen und Offene Werkstätten sowie aus Diskursen rund um Commoning und nachhaltige Alltagspraxis. Es zeigt Räume und Möglichkeiten des Handelns und partizipativen Gestaltens in der unmittelbaren Nachbarschaft und rückt das Tun vor Ort in den Mittelpunkt. Auf dass diese bereits bestehenden Projekte inspirieren, weitere Samen säen an anderen Stellen und das Wurzelwerk einer nachhaltigen Alltagspraxis in Zukunft noch tragfähiger wird, zusammenwächst und sich verbreitet!

> hier geht’s zu alles.anstiftung.de

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Gekommen, um zu bleiben

4.-Dinnercommunity


Das erste Jahr des Netzwerk Demokratiecafés geht zu Ende. Zeit, in der Flut des Genres „Jahresrückblick“ einen weiteren im Wellengang der Geschichte zu versenken. Der klassische Jahresrück hangelt sich von Monat zu Monat und setzt nochmal die – je nach „Zielgruppe“ positiven oder negativen – Highlights der vergangenen zwölf Monate ins rechte Licht der eigenen Erzählung. Es gibt einen Beginn und ein vorläufiges Ende, an Silvester werden durch Böller und Raketen die bösen Geister vertrieben und danach beginnt ein neues Jahr: ein Jahr, wie jedes andere auch. Was ist also geschehen, das ewig so weitergeht?

Das Demokratiecafé ist gekommen, um zu bleiben. So viel steht schon mal fest. Es gibt viele Menschen, die an der Demokratie festhalten und sie als bestes aller Regierungssysteme verteidigen. Gemeint ist dabei so gut wie immer die Form der liberalen parlamentarisch-repräsentativen Demokratie, in der sie sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum weiterentwickelte. Das Demokratiecafé ist als demokratische Innovation aus dem Forschungsprojekt RePair Democracy an der Hochschule München hervorgegangen. Eine demokratische Innovation versteht sich als Erweiterung, Verbesserung oder Vertiefung demokratischer Verfahren. Normalerweise – in der Logik wissenschaftlicher Projektförderung – wäre das Projekt Ende 2022 beendet gewesen. Es wird ein Vier-Jahresrückblick als Abschlussbericht vorgelegt und nach neuen Förderlinien und Forschungstrends Ausschau gehalten. Das Demokratiecafé wäre wahrscheinlich in der Schublade verschwunden. Doch es geschah anders: 2023 startete das Format des Demokratiecafés mit dem Aufbau eines Netzwerks bei der anstiftung erst richtig durch. Das Ende bedeutete den Beginn einer Kontinuität.

Erste Verbindungen

Das erste Demokratiecafé fand in diesem Jahr am 27. Januar im Selbsthilfezentrum München statt. Zwei Monate später wurde bereits der erste Erfolg berichtet: Eine Besucherin hat sich angeregt durch das Demokratiecafé um eine genossenschaftliche Wohnung gekümmert und eine bekommen. Neben der Vernetzung mit Gleich- und Andersgesinnten sowie der gemeinsamen Auseinander- und Zusammensetzung von Vorhaben eines guten Zusammenlebens, hat das Demokratiecafé ermächtigende Effekte. Leute können lernen und erfahren, wie sie problematische Dinge in ihrem Leben angehen können. Was dort noch geschah und warum das Demokratiecafé so gut in ein Selbsthilfezentrum passt, berichtet der langjährige, mittlerweile leider ausgeschiedene Mitarbeiter Erich Eisenstecken hier. Zum Demokratiecafé eingeladen wird aktuell von Eva Parashar. Sie berichtete mir vom letzten Demokratiecafé: „Für das letzte Demokratie-Café hatte sich nur eine Person angemeldet, deshalb habe ich die Veranstaltung abgesagt. Es sind dann aber überraschenderweise doch ca. 7 Personen (die nicht angemeldet waren) aufgetaucht. Da ich nicht vor Ort war, haben die Überraschungsgäste dann einfach selbstorganisiert ein Demokratiecafé durchgeführt. Es war anscheinend ein guter Austausch, was mich sehr gefreut hat.“ Genau das ist die Idee dahinter, dass sich Leute einfach so regelmäßig zu einem konstruktiven Austausch zusammenfinden und Veränderungen in ihrem Nahfeld anstoßen.

In diesem Jahr wurden auch erste Verbindungen nach Berlin geknüpft. Am 30. Mai wurde am Allesandersplatz, einem Modellprojekt am Haus der Statistik, zum Mitmach-Café eingeladen. Es wurde das Bedürfnis geäußert, mehr Kontakt zur Nachbarschaft zu knüpfen. Ein Vorhaben, das bereits seit Jahren seiner Realisierung harrt. Ein ähnliches Ansinnen formte sich auch aus dem MOOS Space am Treptower Park. Immer mittwochs fand ab 18 Uhr ein Community Dinner statt und immer mal wieder in diesem Kontext der MOOS-Mitmach-Mittwoch. Es hat sich gezeigt, dass das Format des Demokratiecafés Kapazitätsgrenzen hat, die von einem Improvisationstheater durchaus gedehnt werden können: hier in Aktion.

Ebenfalls zum allerersten Mal fand im Mai das IsarLokal im Gesellschaftsraum statt. Dieser nahe dem Gärtnerplatz in München gelegene Ort wird kuratiert und bespielt von neuland&gestalten, einer Agentur zur Förderung der demokratischen Kultur mit dem Auftrag: „Wir wollen die Gesellschaft und Demokratie von morgen gestalten.“ Das IsarLokal ist ein erstes schönes Beispiel dafür, wie aus dem Demokratiecafé eine eigene, für den speziellen Ort zugeschnittene Marke entwickelt wird. „Demokratiecafé“ ist der Name der Methode und der Dachbegriff für ein Netzwerk des basisdemokratischen Selbermachens. Unter welchem Namen die Leute vor Ort dazu eingeladen werden, was sie anspricht und zum aktiven Miteinander anstiftet, mag im Einzelfall unterschiedlich sein. Auch wenn es paradox klingen mag: Demokratie is not everybody’s darling. Oder, wie es eine Kollegin aus der Münchner Stadtbibliothek sagen würde: Don't call it by it's name! Die Lehre, die sich daraus ableiten lässt: Wer die Demokratie retten will, sollte weniger auf gute Vorsätze in ihrem Namen setzen. Lieber machen statt labern!

Entpolarisierung

Ein Forschungsprojekt zur Reduzierung von Autos in Quartieren (aqt) in der Kolumbusstraße in München sorgte bundesweit für Aufsehen. Es war von Krieg die Rede, es flogen Eier und es wurde scharf mit einer Wasserpistole geschossen. Der Anlass: Parkplätze wurden zugunsten von Aufenthaltsflächen temporär entfernt. Das Projekt holte die gesamtgesellschaftliche Konfliktlage in einer kleinen Straße an die Oberfläche  und versetzte die Nachbarschaft in einen „Krisenmodus“ (Wort des Jahres 2023). Hier konnte man im Kleinen studieren und erleben, was der fossilen deutschen Gesellschaft im Großen blüht: Mit den Autoabhängigen ist keine Veränderung zu machen. Das Anrecht auf einen städtischen Parkplatz ist tief in die Mentalitätsstrukturen eingeschrieben. Was sich mit diesem Projekt auch gezeigt hat, ist das Beteiligungsparadoxon: Als die Leute zu ihren Wünschen und Vorstellungen zur Umgestaltung der Straße befragt und beteiligt wurden, machten nur wenige mit. Als aber „die Bagger anrollten“ und keine Mitbestimmung mehr möglich war, wurden die Rufe laut, auf einmal vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Nun wollten alle mitmischen und die Straße zerfiel in zwei Lager: die Pros und die Cons.

Am 10.08. fand das erste Demokratiecafé im Kontext der Straßenumgestaltung statt und konnte die aufgeheizte Debatte für eine kurze Zeit in konstruktivere Bahnen lenken. Es wurde die Polarisierungslogik – entweder dafür oder dagegen – verlassen und nach möglichen gemeinsamen Lösungen gesucht. Dies erfordert zunächst Übung, da das aktuelle Betriebssystem der Demokratie mit dem Programm der Mehrheitsbeschaffung läuft und entsprechend Gegnerschaften zu organisieren hat. An diesem Nachmittag ging es aber nicht darum, wer die durchsetzungsstärkere Gruppe zusammenbekommt, sondern selbst eine starke Gruppe zu werden. Als Methode eignet sich dafür das Systemische Konsensieren, das darauf abzielt, Bedürfnisse und Widerstände aller an einer Sache Beteiligten in eine gemeinsame Lösung zu integrieren. Das Ergebnis lautet dann nicht entweder A oder B, sondern ein bislang noch gar nicht bedachtes und ermitteltes C.

Das Forschungsprojekt aqt hat zutage gefördert, was an sozialem Sprengstoff unter jedem deutschen Straßenbelag schwelt. Die Leute wurden darauf gestoßen, dass sie einen nachbarschaftlichen Zusammenhang bilden und in der Lage sind, entgegengesetzte oder gemeinsame Sache zu machen. Unter dem Arbeitstitel „Vierteldialog“ werden die langfristig zu haltenden Anstrengungen fortgeführt, auf all den destruktiven Bahnen einen gemeinsamen Weg zu finden. Wichtig dabei ist, dass Menschen, die einer lokalen Veränderung vor Ort ausgesetzt sind, vom Objekt einer Veränderung zum Subjekt der Veränderung werden. Das bedeutet, dass sie an der Umsetzung von Veränderungen beteiligt sind und sich selbst und ihre Umwelt verändern.  

Wie es weitergeht

Auch im neuen Jahr wird das Netz weitergesponnen, um mit dem Demokratiecafé die Gesellschaft gemeinsam zu reparieren. Der nächste Anlauf dazu findet am 11.01.24 in der Stadtteilbibliothek HP8 (Gasteig) ab 19 Uhr in München unter dem Motto „Gemeinsam unser Viertel gestalten!“ statt. Anmeldungen gehen per Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Mit der Münchner Initiative Nachhaltigkeit ging das Projekt „Gutes Leben im Quartier“ (GuLeQua) an den Start. Damit wollen wir Quartiers-Initiativen vernetzen, stärken und bei der Beteiligung der Nachbarschaften unterstützen. “Besonders städtische Quartiere können geeignete Orte und Treiber eines gesellschaftlichen Wandels sein – hin zu einer starken Demokratie, einer fairen und ökologischen Ökonomie und mehr sozialem Zusammenhalt.“ (Davide Brocchi) Wie sich auch schon in der Kolumbusstraße gezeigt hat, fängt die gesellschaftliche Transformation im Kleinen, im ganz konkreten Lebensraum der Leute an. Gesellschaftlicher Wandel ist primär eine soziale Frage, die mit technischen Lösungen flankiert und erleichtert werden kann – nicht umgekehrt. Hier gibt es ein Kurzkonzept zum guten Leben im Quartier.

Ein weiteres Vorhaben ist die Anbindung einer Anschlussplattform an das Demokratiecafé, um gemeinsame Projekte verbindlicher planen und realisieren zu können. Bislang bleibt noch zu vage, wie die Ergebnisse aus den Treffen zu einer regelmäßigen Initiative werden. Zusammen mit der Digitalen Projektfabrik wollen wir Werkzeuge für eine kollaborative Demokratie entwickeln, um Beteiligungshürden zu verringern und das Spektrum der demokratischen Intelligenz zu vergrößern. Kollaborative Demokratie ist eine Version der Demokratie, die wesentlich auf Zusammenarbeit setzt und möglichst viele Potenziale zur Lebensraumgestaltung mit einbezieht und mitwirken lässt. Sie funktioniert dezentral, lokal, lösungsorientiert, experimentell und präzise.

Als umfassendes und möglicherweise zukunftsweisendes Kooperationsprojekt ist eine Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und der Sozialforschungsstelle (sfs) der TU Dortmund geplant. Dortmund fördert besonders Nachbarschaften und möchte in diesem Rahmen nachbarschaftliche Beteiligungsräume ausweiten. Bislang ungelöst ist die Frage nach unterschiedlichen „Beteiligungskulturen“ – bspw. haben nicht alle Sprachen einen Begriff und damit auch keine Vorstellung von Teilhabe. Als Chamäleon der Partizipation kann das Demokratiecafé in unterschiedliche Sozialräume eintauchen, um herauszufinden, wie Demokratie an der Basis funktionieren kann. Das ist Grundlagenforschung im wörtlichen Sinne, um einen hoffnungsvollen Boden für eine Demokratie im Wandel zu schaffen.

In diesem Sinne: Auf viele weitere Jahre und ein wachsendes und gedeihendes Netzwerk!

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